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PAPST PIUS XII.
(1939 - 1958)

Kunst und Natur
"Die Kunst vertieft sich in die Natur. Sie betrachtet sie. Die Kunst hört die Natur in Stillschweigen. Nicht, um ihr Geheimnis zu entreißen. Um mit ihr vertraut zu werden, wie man einer Mutter lauscht. Die Kunst macht die Natur nicht zum Schaustück, um zudringlichen Augen die sich wandelnde Schönheit ihres äußeren Gewandes vorzuführen. Die Kunst bindet sich auch nicht sklavisch an die Natur, noch entstellt sie ihren Sinn und verunstaltet sie nach den Launen unklarer Gedanken.
Die Kunst ist eben soweit von einem übertriebenen, ganz materiellen und schlechten Realismus entfernt wie von einem falschen Idealismus, der die Natur einer eigensüchtigen und dünkelhaften Phantasie opfert. Mit achtungsvoller Kindesliebe steht die Kunst vor dem sichtbaren, vom Schleier nicht unverhüllten Geheimnis der Natur. Sie lauscht dem Echo ihrer inneren Stimme. Entzückt entdeckt sie, selbst in dem ganz körperlichen Sein, Geist und Abglanz des Göttlichen."

Kunst ist "Wirken des Geistes im Formalen"
"Mit Kunst haben wir es immer in dem Maße zu tun, als das Wirken des Geistes im Formalen zu verspüren ist. Die bloße Fotographie ist deshalb niemals Kunst. Und je näher das Gemachte, das Gekonnte, nur Gemachtes und nur Gekonntes ist, je näher es dem Natürlichen kommt, je mehr es lediglich Kopie der Natur ist, desto weniger kann es als Kunst angesprochen werden.
Bestünde das Wesen der Kunst in der Nachahmung der Wirklichkeit, so müßte man sich allen Ernstes die Frage stellen, was sie überhaupt solle, warum etwas, was nach den Worten der Schrift von Gott als gut, ja als sehr gut befunden wurde, noch einmal gemacht werden sollte.
Man stünde also sehr verlegen vor etwas, was weder einen letzten Sinn noch einen letzten Zweck hätte. Eines von beiden hat die Kunst aber sehr wohl. Das ist selbst aus ihrer Verteidigung als Wirklichkeitsnachahmung zu entnehmen. Nur muß festgestellt werden, daß Kunst, wäre sie nichts anderes als Wirklichkeitsnachahmung, im Grunde niemals ihr eigentliches Ziel erreichen könnte und sich damit im Grunde selber negierte. Sie bliebe hinter jeder Wirklichkeit weit zurück.
Wir bleiben also dabei: Kunst ist nicht Nachahmung der Natur, und je vollkommener eine solche Nachahmung tatsächlich wäre, desto weiter wäre ein Werk vom Kunstwerk entfernt, und zwar deshalb, weil es dann im Letzten doch nur noch um das Was, nicht aber um das Wie der Gestaltung ginge, um den Gegenstand also allein noch. Es macht aber der Gegenstand allein gewiß noch nicht das Kunstwerk aus."
("Ansprache an französische Künstler" 1948)

Kunst "Ausdruck menschlichen Denkens und Fühlens"
"Die Kunst ist unter gewissen Gesichtspunkten der lebendigste, gefüllteste Ausdruck menschlichen Denkens und Fühlens und zugleich auch der allgemeinverständlichste. Die Kunst spricht unmittelbar zu den Sinnen, sie kennt keine Verschiedenheit der Sprachen, sondern nur die eine höchst ansprechende der Temperamente und der Geisteshaltungen.
Überdies dringt die hörbare oder sichtbare Kunst durch ihre Gefälligkeit und Feinheit beim Zuschauer oder Zuhörer in Tiefen des Verstandes und des Gefühls, in die das geschriebene oder gesprochene Wort mit seiner unanschaulichen auflösenden Genauigkeit niemals zu dringen vermag. Aus diesen beiden Gründen hilft die Kunst den Menschen trotz aller Verschiedenheit der Charaktere, der Erziehung und Kultur, sich kennenzulernen, sich zu verstehen."

Kunst muß einen Ausdruckswert besitzen
"Damit die Kunst ein so wünschenswertes Ergebnis hervorbringen kann, ist vor allem erforderlich, daß sie einen Ausdruckswert besitzt, ohne den sie aufhört, wahre Kunst zu sein. Dies zu bemerken ist heute nicht überflüssig, wo in manchen Schulen das Kunstwerk allein für sich nicht genügt, den Gedanken wiederzugeben, Gefühle auszudrücken, die Seele seines Schöpfers zu offenbaren. Wenn aber das Kunstwerk einer Erklärung in Worten bedarf, verliert es seinen eigentümlichen Wert und dient nur noch dazu, dem Sinn einen rein sinnenmäßigen Genuß zu verschaffen oder dem Geist den Genuß eines subtilen und eitlen Spiels."

Erhebung der Sinne
"Eine andere Bedingung, damit die Kunst mit Würde und Erfolg ihre hohe Sendung der Verständigung, der Eintracht und des Friedens erfülle, ist jene, die Sinne aus den vergänglichen Kleinheiten und Armseligkeiten zu dem zu erheben, was ewig, wahr und schön ist. Zu erheben zum einzig wahren Gut, dem wahren Mittelpunkt, in dem jede Einigung sich vollzieht und die Einheit sich vollendet.
Erinnern wir uns an die herrliche Vision des Apostels: 'Läßt sich doch sein unsichtbares Wesen seit Erschaffung der Welt durch seine Werke mit dem Auge des Geistes wahrnehmen: seine ewige
Macht, wie seine göttliche Herrlichkeit?' (Röm. 1,20)."

Die Kunst kennt keinen Selbstzweck
"Alle Regeln, die dahin führen, die Kunst von ihrem erhabenen Auftrag abzubringen, entweihen sie und machen sie unfruchtbar. 'Die Kunst für die Kunst': als ob die Kunst Selbstzweck sein könnte, dazu verurteilt, sich im Bereich der wahrnehmbaren stofflichen Dinge zu bewegen und hinzuschleppen; als ob in der Kunst die Sinne des Menschen nicht einer höheren Berufung gehorchten, als der der einfachen Erkenntnis der stofflichen Natur, nämlich der Berufung, im Verstand und in der Seele dank der Transparenz dieser Natur das Begehren wiederzuerwecken nach den 'Dingen, die das Auge nicht gesehen, das Ohr nicht gehört hat, und die nicht bis zu seinem Herzen aufgestiegen sind' (1. Kor. 2,9)."

Kunst und Unmoral stehen im Widerspruch
"Wir reden hier nicht von einer unmoralischen Kunst, die sich zum Ziele setzt, die geistigen Kräfte der Seele zu erniedrigen und der sinnlichen Leidenschaft dienstbar zu machen.
Kunst und Unmoral sind zwei Begriffe, die in grellem Widerspruch zueinander stehen. Laßt also auf Erden und über der Menschheit den Widerschein der göttlichen Schönheit und des göttlichen Lichtes leuchten: indem ihr dem Menschen helft, alles das zu lieben, 'was an Wärme, Reinheit, Recht, Heiligkeit, Liebenswürdigkeit existiert'. Alsdann habt ihr einen großen Beitrag zum Werk des Friedens geleistet 'und der Gott des Friedens wird mit Euch sein' (Phil. 4,8)."
(Ansprache an den 1. Kongreß katholischer Künstler 1950)

Kunst von der Moral abhängig
"Die Verselbständigung menschlichen Tuns - dem in Wissenschaft, Politik und Kunst - von der Moral wird bisweilen philosophisch begründet, und auf Grund der Eigengesetzlichkeit, die sie in ihrem Bereiche hätten, sich ausschließlich nach eigenen Gesetzen zu regieren, wenngleich man zugibt, daß diese gewöhnlich mit den sittlichen Gesetzen übereinstimmen.
Man leugnet zum Beispiel nicht nur, daß die Kunst von der Moral abhängt, sondern sogar, daß sie irgendeine Beziehung zu ihr habe. Dagegen behauptet man apodiktisch: die Kunst ist nur Kunst und nicht Moral oder etwas anderes, und sie richtet sich daher allein nach den Gesetzen der Ästhetik. Diese aber werden sich, wenn sie wirklich solche sind, nicht dazu hergeben, der Begehrlichkeit zu dienen..."

Eigengesetzlichkeit befreit die Kunst nicht von Verpflichtungen"
"Es ist dies, wie man sieht, eine subtile Art, die Gewissen der Herrschaft des Sittengesetzes zu entziehen. Man wird nicht leugnen, daß solche Eigengesetzlichkeiten berechtigt sind, insofern sie die eigentümliche Methode jedes Wissens- oder Kunstzweiges zum Ausdruck bringen und die Grenzen aufzeigen, die ihre verschiedenen Formen in der Theorie trennen.
Aber die Trennung in der Methode darf nicht bedeuten, daß Gelehrte, Künstler, Politiker in der Ausübung ihrer Tätigkeit frei seien von sittlichen Verpflichtungen, besonders wenn diese unmittelbare Rückwirkungen im ethischen Bereich haben, wie Kunst, Politik und Wirtschaft. Die scharfe theoretische Trennung hat keinen Sinn im Leben, das immer eine Ganzheit ist. Denn das einzige Subjekt jeder Art von Tätigkeit ist immer derselbe Mensch, dessen freie und bewußte Handlung sich der sittlichen Handlung nicht entziehen kann.
Betrachtet man das Problem weiter mit dem umfassenden, praktischen Blick, der bisweilen auch hervorragenden Philosophen fehlt, so werden solche Unterscheidungen und Eigengesetzlichkeiten von der gefallenen menschlichen Natur so gedreht, daß als Gesetze der Kunst, der Politik, der Wirtschaft erscheint, was in Wahrheit der Begehrlichkeit, der Selbstsucht und der Gier gelegen kommt.
So wird die theoretische Selbständigkeit gegenüber der Moral in der Praxis zum Aufstand gegen die Moral, und man zerschlägt ebenfalls die den Künsten und Wissenschaften angeborene Harmonie. Die Philosophen dieser Schule stellen dieselbe wohl fest, erklären sie aber für zufällig, während sie doch wesentlich ist, wenn man sie vom Subjekt her betrachtet, das der Mensch ist, und vom Schöpfer aus, der Gott ist."
(Rundfunkbotschaft zum Familientag 1952)

Jede Kunst untersteht dem "obersten Grundgesetz"
"Die Kirchenmusik untersteht keinen anderen Gesetzen und Richtlinien als denen, die für jede religiöse Kunst, ja für die Kunst überhaupt vorgeschrieben sind. Nun ist es Uns nicht unbekannt, daß gewisse Vertreter der Kunst in den letzten Jahren, zum großen Anstoß für die christliche Frömmigkeit, es gewagt haben, in die heiligen Stätten von ihnen geschaffene Werke einzuführen, die jedes religiösen Hauches bar sind und auch den rechten Grundsätzen der Kunst durchaus widerstreben. Solch bedauerliches Vorgehen suchen sie mit fadenscheinigen Gründen zu rechtfertigen, die sich - wie sie behaupten - aus der der Kunst eigenen Natur und Anlage ergäben.
Sie sagen: jener Antrieb, von dem der Geist des Künstlers berührt wird, sei frei, und es gehe nicht an, ihm religiöse oder sittliche, der Kunst selbst fremde, Gesetze und Richtlinien aufzuerlegen, da durch solche die Würde der Kunst schwer verletzt würde und dem von geheimnisvollem Hauch getriebenen Wirken des Künstlers gleichsam Fesseln und Ketten angelegt würden. Mit solchen Gründen wird aber eine schwierige und schwerwiegende Frage aufgeworfen, die jede Kunst und jeden Künstler angeht, und die nicht durch Erwägungen der Kunst und der Ästhetik zu lösen ist; die vielmehr zu entscheiden ist nach dem obersten Grundgesetz des letzten Zieles, von dem jeder Mensch und jede menschliche Handlung unverbrüchlich und endgültig geleitet wird."

Endziel des Menschen bestimmt auch jede seiner Handlungen
"Die Hinordnung und Hinleitung des Menschen auf sein letztes Ziel - das Gott ist - wird durch ein unbedingtes und notwendiges, in der Natur und der unendlichen Vollkommenheit Gottes selbst begründetes Gesetz so festgelegt, daß nicht einmal Gott jemanden davon ausnehmen kann.
Durch dieses ewige und unveränderliche Gesetz wird vorgeschrieben, daß sowohl der Mensch selbst wie auch all seine Handlungen die unendliche Vollkommenheit Gottes, zum Lob und zur Verherrlichung des Schöpfers, offenbaren und nach Kräften nachahmen. Da also der Mensch zur Erreichung dieses höchsten Zieles geboren ist, muß er sich dem göttlichen Urbild angleichen und all seine Fähigkeiten, die des Leibes wie der Seele, gegenseitig richtig geordnet und dem zu erreichenden Ziele gebührend unterstellt, in seinem Handeln auf dasselbe hinlenken.
Nach ihrer vollen Übereinstimmung mit dem letzten Ziel des Menschen sind also auch die Kunst und ihre Werke zu beurteilen.
Sicher ist die Kunst unter die vornehmsten Betätigungen des menschlichen Geistes zu zählen, da sie darauf ausgeht, die unendliche Schönheit Gottes in menschlichen Werken zum Ausdruck zu bringen, und da sie gleichsam deren Abbild ist."

Verletzt das Grundgesetz die Freiheit der Kunst?
"Das bekannte Schlagwort 'Die Kunst um der Kunst willen', womit man unter gänzlicher Vernachlässigung jenes Zieles, das jedem Geschöpf zutiefst eingeprägt ist, törichterweise sagen will, daß die Kunst gänzlich auszunehmen sei von irgendwelchen Gesetzen, die sich nicht aus der Kunst selbst allein ergeben: dieses Schlagwort entbehrt jeder Kraft, oder es fügt Gott selbst, dem Schöpfer und letzten Ziele, eine schwere Schmähung zu.
Die Freiheit des Künstlers aber - die nicht ein blinder, von der eigenen Willkür oder von einer gewissen Sehnsucht nach Neuem geführter Antrieb zum Handeln ist - wird durch ihre Unterordnung unter das göttliche Gesetz in keiner Weise eingeengt oder aufgehoben, vielmehr geadelt und vervollkommnet."

Religiöse Kunst soll zu Gott führen
"Wie das Gesagte von allen Werken jeglicher Kunst gilt, so trifft es offensichtlich auch auf die religiöse und kirchliche Kunst zu. Ja, die religiöse Kunst ist noch mehr auf Gott, seinen Lobpreis und seine Verherrlichung gerichtet, da sie nur das eine Ziel verfolgt: durch ihre dem Auge oder dem Ohr dargebotenen Werke den Gläubigen wirksam zu helfen, ihren Geist fromm zu Gott hinzuwenden."

Nur der Glaube schafft Werke der Gottesverehrung
"Der Künstler also, der sich nicht zu den Wahrheiten des Glaubens bekennen wollte oder im Herzen und in der Lebenshaltung fern von Gott stünde, soll sich ja nicht an religiöse Kunst heranmachen: es fehlt ihm gleichsam jenes innere Auge, mit dem er sehen würde, was die Majestät Gottes und die Gottesverehrung verlangen, und er darf nicht hoffen, daß seine unreligiösen Werke, selbst wenn sie vielleicht einen in der Kunst bewanderten und mit einer gewissen äußeren Geschicklichkeit begabten Menschen zeigen, wirklich die dem Tempel Gottes und seiner Heiligkeit geziemende gläubige Frömmigkeit atmen und deshalb würdig wären, von der Kirche, der Hüterin und Schiedsrichterin des religiösen Lebens, zu den heiligen Stätten zugelassen zu werden."

Kunst als Anbetung und Dienst Gottes
"Jener Künstler aber, der am Glauben festhält und ein des christlichen Namens würdiges Leben führt, von der Gottesliebe angetrieben und die ihm vom Schöpfer verliehenen Kräfte gottesfürchtig einsetzend, wird mit aller Kraft bestrebt sein, die Wahrheiten, an die er glaubt, und die Frömmigkeit, die ihn beseelt, so reif, so formschön und anziehend in Farbe oder Linie oder Ton und Akkord zum Ausdruck zu bringen und vorzulegen, daß die Betätigung in kirchlicher Kunst für ihn selbst eine Anbetung und Dienst Gottes sei und das Volk zum Bekenntnis des Glaubens und zur Übung der Frömmigkeit mächtig anrege und entflamme.
Solche Künstler hat die Kirche immer in Ehren gehalten und wird sie in Ehren halten; ihnen öffnet sie weit die Tore ihrer Heiligtümer, da ihr die nicht gering anzuschlagende Hilfe willkommen ist, die diese Künstler mit ihrem Kunstsinn und ihrem Eifer zur wirksameren Durchführung der apostolischen Arbeit der Kirche leisten."

Kirchenmusik nimmt bevorzugte Stellung ein
"Auf diese Richtlinien und Gesetze religiöser Kunst ist die Kirchenmusik noch durch eine engere und höhere Bindung verpflichtet, insofern sie an die Kulthandlung näher herantritt als die meisten anderen Freien Künste, z. B. als die Baukunst, die Malerei und Bildhauerei: während nämlich diese Künste den heiligen Riten einen würdigen Ort zu bereiten sich bemühen, nimmt sie in der Ausführung der heiligen Zeremonien und Riten selbst einen bevorzugten Platz ein. Deshalb muß die Kirche mit größter Sorgfalt darauf sehen, daß von ihr, die sozusagen eine Mitverwalterin der heiligen Liturgie sein soll, achtsam alles ferngehalten werde, was dem heiligen Kult weniger geziemend wäre oder den anwesenden Gläubigen ein Hindernis bei der Erhebung ihres Herzens zu Gott sein könnte."

Die Würde der Kirchenmusik
"Darin nämlich liegt die Würde der Kirchenmusik, darin ihre erhabene Aufgabe, daß sie die Stimmen des opfernden Priesters und des christlichen, Gott den Allerhöchsten lobpreisenden Volkes mit ihren schönen Melodien und mit ihrer Würde ziere und schmücke, die Herzen der anwesenden Gläubigen mit der ihr eigenen Kraft zu Gott erhebe und die liturgischen Gebete der christlichen Gemeinde lebendiger und ergriffener gestalte, auf daß alle den Einen und Dreieinigen Gott inbrünstiger und wirksamer lobpreisen und anflehen können.
Es wird also durch die Kirchenmusik die Ehre gemehrt, die Gott von der mit Christus, dem Haupte, vereinten Kirche erwiesen wird; gemehrt wird durch die Frucht, welche die Gläubigen, durch die frommen Gesänge bewegt, aus der Liturgie sammeln und in ihrem eines Christen würdigen sittlichen Leben offenbaren, wie die tägliche Erfahrung lehrt und viele schriftliche Zeugnisse aus alter und neuer Zeit bestätigen.
Daraus läßt sich leicht folgern, daß Würde und Wirkungskraft der Kirchenmusik umso größer sind, je näher diese an das heiligste Geschehen des christlichen Kultes herankommt: an das eucharistische Opfer des Altares. Sie kann darum nichts Höheres und Erhabeneres tun, als die Stimme des Priesters, der das göttliche Opfer darbringt, mit zartem Klange begleiten, auf seine Anrufungen freudig mit dem umstehenden Volke antworten und die ganze heilige Handlung durch ihre edle Kunst erhellen."
(Apostolisches Rundschreiben "Musicae Sacrae Disciplina" 1955)

In der Sakralkunst muß sich der Künstler 'zurücknehmen'
"Die modernen Bilder und Gestaltungen, die dem Gegenstand, aus dem sie hergestellt werden, angepaßter sind, dürfen nicht in Bausch und Bogen und aus vorgefaßter Meinung verachtet und verworfen werden. Vermeiden sie vielmehr in weisem Ausgleich sowohl eine bloße Nachahmung der Natur als auch überspitzten 'Symbolismus' und tragen sie mehr den Anliegen der christlichen Gemeinschaft als der besonderen Auffassung und persönlichen Einstellung der Künstler Rechnung - dann muß solcher modernen Kunst unbedingt die Bahn offenstehen zu gebührend ehrfürchtigem Dienst am Gotteshaus und bei den heiligen Handlungen. So wird auch sie einstimmen können in den wundervollen Chor, den die größten Geister durch die Jahrhunderte bereits zum Ruhme des katholischen Glaubens gesungen haben."

Alles aus Kirche verbannen, "was der Heiligkeit abträglich ist"
"Wir müssen jedoch im Bewußtsein Unserer Pflicht unbedingt die jüngst da und dort geförderten Bilder und Darstellungen mißbilligen und zurückweisen, die eine Entartung und Entstellung gesunder Kunst zu sein scheinen, manchmal in offenem Widerspruch mit der christlichen Würde, Zurückhaltung und Frömmigkeit stehen und den echt religiösen Sinn tief verletzen. Derartiges ist von unsern Gotteshäusern durchaus fernzuhalten und daraus zu verbannen, wie überhaupt alles, was der Heiligkeit des Ortes abträglich ist."

"Gestützt auf die päpstlichen Richtlinien und Bestimmungen, bestrebt euch eifrig, ehrwürdige Brüder, Geist und Herz der Künstler zu erleuchten und zu leiten...
...Könnten und möchten sie doch aus den göttlichen Quellen der Religion die Motive schöpfen, die passender und würdiger den Anliegen des Kults entsprechen. Dann werden in der Tat die menschlichen Künste, die gleichsam ein Geschenk vom Himmel sind, beglückend in geklärtem Licht erstrahlen, die Kultur in höchstem Maße fördern und zur Ehre Gottes wie zum Heil der Seelen ihren Beitrag leisten. Denn die schönen Künste stehen erst dann im Einklang mit der Religion, wenn sie wie vornehme Mägde in den Dienst des göttlichen Kults treten."
(Enzyklika "Mediator Dei" 1947)

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Herausgegeben von der Kulturstelle der Erzdiözese Wien 1994
 
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