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HL. THOMAS VON AQUIN
(1225 - 1274)

Göttliche Liebe "Richtschnur" für menschliche Handlungen
"Das Gesetz der göttlichen Liebe soll die Richtschnur aller menschlichen Handlungen sein. Denn gleichwie auf dem Gebiete der Kunst ein Werk nur dann als gut und richtig bezeichnet wird, wenn es nach der Regel ausgeführt worden ist, so ist auch eine menschliche Handlung nur dann recht und tugendhaft, wenn sie mit der Regel der göttlichen Liebe übereinstimmt; stimmt sie mit derselben nicht überein, so ist sie weder gut, noch recht, noch vollkommen. Es müssen daher die menschlichen Handlungen, um gut zu sein, mit der Regel der göttlichen Liebe übereinstimmen."

"Es sind nämlich alle Geschöpfe Diener der göttlichen Majestät; denn da alle von ihm erschaffen sind, so sind sie ihm auch alle zu Diensten, gerade wie das Kunstwerk dem Künstler."
(Katechismus d. Hl. Th. v. Aquin, Opusculum 4, Petrus 1971)

Das Kunstwerk muß "in sich gut" sein
"Kunst ist die rechte Vernunft des Werkschaffens. Das Gute daran besteht nun nicht etwa darin, daß das menschliche Strebevermögen irgendwie mitbeteiligt wäre, sondern darin, daß das Werk, das da geschaffen wird, in sich gut ist...
Wenn einer, der die Kunst beherrscht, ein schlechtes Kunstwerk schafft, so ist das eben kein Werk der Kunst, ja es ist sogar kunstwidrig...
Damit der Mensch die Kunst, die er beherrscht, auch gut in Dienst stelle, ist der gute Wille gefordert, der durch die sittliche Tüchtigkeit vervollkommnet wird."
(Th. v. Aquin, Summa Theologica, I/II/Quaestio 57/3)


Die von Gott geschaffene Natur ist das Maß
"Wie das Werk der Kunst das Werk der Natur vorraussetzt, so setzt das Werk der Natur das Werk Gottes, des Erschaffenden, voraus."
(Th. v. Aquin, Summa contra Gentes, 3/65)

"Das Wirken gemäß der Kunst und der Vernunft muß gleichförmig sein dem, was der Natur gemäß, also von der göttlichen Vernunft gegründet ist."
(Th. v. Aquin, Summa Theologica, II/II/Quaestio 50/4)

Im "Schönen" kommt das "Streben" zur Ruhe
"Schön ist dasselbe wie Gut und nur gedanklich von ihm verschieden. Da nämlich Gut das ist, 'wonach alle streben' (Aristoteles), gehört zum Begriff des Guten, daß in ihm das Streben zur Ruhe kommt. Nun gehört es aber zum Begriff des Schönen, daß in seinem Anblick oder Erkennen das Streben zur Ruhe kommt. Deswegen sind auch hauptsächlich jene Sinne auf das Schöne gerichtet, die am meisten erkennend sind, nämlich Gesicht und Gehör, die der Vernunft dienen; wir sprechen nämlich von Dingen, die schön zu sehen, und von Tönen, die schön zu hören sind.
Bei den Gegenständen der anderen Sinne gebrauchen wir jedoch nicht die Bezeichnung schön; wir reden nämlich nicht von schönen Geschmäcken oder Gerüchen. So ist klar, daß schön zu gut eine Beziehung zur Erkenntniskraft hinzufügt, so daß gut genannt wird, was schlicht dem Strebevermögen gefällt, schön aber das heißt, bei dem schon die Wahrnehmung gefällt."
(Th. v. Aquin, Summa Theologica, I/II/Quaestio 27/1)

Schönheit besteht im "harmonischen Verhältnis der Teile"
"Das Schöne aber geht das Erkenntnisvermögen an, denn schön werden die Dinge genannt, deren Anblick Wohlgefallen auslöst. Darum besteht die Schönheit im harmonischen Verhältnis der Teile. Denn die Sinne finden Wohlgefallen an harmonisch geordneten Dingen wie an "antwortenden Gegenbildern ihrer selbst". Denn auch der Sinn und überhaupt jede Erkenntniskraft ist eine Art Vernunft.
Weil aber die Erkenntnis durch Verähnlichung (mit dem Gegenstand) zustande kommt und die Verähnlichung auf die Form geht, so wirkt das Schöne in der Weise der Form-Ursache."
(Th. v. Aquin, Summa Theologica I/Quaestio 5/4)

Schönheit gründet in der Vernunft
"Die Schönheit besteht in einer gewissen Strahlungskraft und in gebührendem Ebenmaß. Beides aber findet sich wurzelhaft in der Vernunft, der das offenbarende Licht und die Herstellung des gebührenden Ebenmaßes in den anderen Bereichen zugehören."
(Th. v. Aquin, Summa Theologica, II/II/Quaestio 180/2)

Das Vor-Bild Jesus Christus
Nach dem Hl. Thomas erfordert die Schönheit "drei Eigentümlichkeiten vom Bild gemäß den Eigentümlichkeiten des Gottmenschen: Der Inhalt des Bildes muß unversehrt und vollendet sein, wie die Konstitution des Gottmenschen eine unversehrte und vollendete ist. Der Ausdruck des Bildes muß die höchstmögliche Vollkommenheit zeigen wie die göttliche Natur des Gottmenschen die Vollkommenheit selbst ist und seine menschliche Natur zu ihrer höchstmöglichen Vollkommenheit erhoben ist.
Die Form des Bildes muß die höchstmögliche Klarheit haben. Diese Klarheit bezieht sich nicht nur auf die völlige Klarheit der Bildkomposition im Verhältnis des Bildganzen zu den Bildteilen und umgekehrt, sondern bezeichnet entscheidend das Licht und den Glanz des Geistes, wodurch die Bildkomposition bestimmt wird und das Bild gleichsam ein durchlässiges Gefäß für die Lichtverkündigung des Ewigen Lichtes ist, wie durch die menschliche Natur des Gottmenschen sein göttliches Licht hindurchscheint und dieses seine menschliche Natur formt."
(Th. v. Aquin, Summa Theologica, I/Quaestio 39/8)

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Herausgegeben von der Kulturstelle der Erzdiözese Wien 1994
 
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